ProReal schließt Anlegervertreter vom Anlegerbeirat aus
Die Geschäftsführer von ProReal Europa 9 und ProReal Europa 10 haben im Schulterschluss mit ihren Beratern von Semper Fidelis nach zwei Runden in den vorläufigen Anlegerbeiräten der beiden Gesellschaften beschlossen, Anlegervertreter als Kandidaten in den nun zur Wahl stehenden Beiräten nicht zuzulassen. Ursprünglich war eine Zusammensetzung pro Beirat aus drei Anlegervertretern, zwei Anlegern und zwei nicht stimmberechtigten Anlagevermittlern vorgesehen. Über die Anlegerbeiräte wollen Geschäftsführung und Sanierungsberater das stark beanspruchte Vertrauen der Anleger der ProReal Europa 9 und der ProReal Europa 10 wieder aufbauen. Offenbar hatten sie zunächst vor, über die Anlegervertreter die Beiräte auch mit der entsprechenden Kompetenz auszustatten. Davon nehmen sie jetzt Abschied, möglicherweise, weil es ihnen zu anstrengend geworden ist.
Die beiden Runden der vorläufigen Anlegerbeiräte verliefen turbulent und in diversen Aspekten kontrovers. Dabei ging es zum einen um die Frage einer Vergütung, zum anderen — und aus meiner Sicht wesentlicher — um die Auskunfts- und Einsichtsrechte des Beirats. Zuletzt stand die Frage im Raum, anstelle eines Anlegerbeirats einen Gläubigerausschuss von den Anlegern wählen zu lassen. Ich persönlich hätte diese Variante wegen ihrer weit überlegenen Rechtssicherheit deutlich bevorzugt. Auch wäre die Einrichtung eines von den Anlegern der ProReal 9 und 10 gewählten Gläubigerausschusses die aus meiner Sicht beste Maßnahme gewesen, die Anleger von den guten Absichten im Hinblick auf Transparenz und Mitwirkung zu überzeugen. Diese Chance haben die Herren von Semper Fidelis und ProReal vertan.
Anleger, die sich nun zur Wahl stellen, sollten aus meiner Sicht wachsam an die Sache herangehen, um sich nicht instrumentalisieren zu lassen. Auch Vermittler müssen sich das gut überlegen. Der Schuss könnte auch nach hinten losgehen. Es wird umgekehrt aber auch für die wählenden Anleger schwierig sein, sich allein anhand einer schriftlichen Bewertung ein Bild von den zur Wahl stehenden Kandidaten und deren Eignung für den Beirat zu machen. In der Finanzbranche sind es häufig die lautesten Kandidaten, die sich durchsetzen. Aber Lautstärke geht nicht immer mit Kompetenz einher. Im vorläufigen Beirat des ProReal 10 habe ich die Anlegerin Kati Huelsenbeck (neben mir die einzige Frau in diesen Runden) kennen- und schätzen gelernt. Auch wenn sie aus einer ganz anderen Branche kommt, hat sie die Sitzungen durch besonnene und pragmatische Beiträge bereichert. Ich glaube auch nicht, dass es leicht ist, mit ihr Schlitten zu fahren. Und Humor hat sie auch. Ich empfehle sie daher ganz ausdrücklich für den jetzt zu wählenden Beirat.
Die Tatsache, dass ich kein Mitglied des Beirats werde, bedeutet keinesfalls, dass der AAA das Thema ad acta legt. Wir werden alle weiteren Entwicklungen ebenso wie bisher im Auge behalten und auch weiterhin dafür sorgen, dass Informationen, die wir erhalten, auch den Anlegern zur Verfügung stehen. Deswegen wiederhole ich auch nochmals für alle Anleger bei ProReal / One Group /Soravia unser Angebot, sich auch unabhängig von einer Mitgliedschaft bei uns für den kostenlosen Informationsverteiler anzumelden.
Lesen Sie ergänzend auch die Hintergrundinformationen von Stefan Loipfinger auf investmentcheck.
Berlin, 26. April 2024, Kerstin Kondert
Hier finden Sie weitere Aktionsbund-News zu diesem Thema:
- Ad hoc-Meldung zum ProReal Deutschland 7
- Wechsel in der Geschäftsführung der ONE GROUP
- Zins- und Investitionsstopp bei ProReal Deutschland 7 der One Group
- One Group informiert über teilweise Zinsaussetzung
Als Mitglied halten wir Sie bezüglich aller Entwicklungen auf dem Laufenden. Wenn Sie mehr zu unserer Mitgliedschaft erfahren möchten, klicken Sie bitte hier.
Kommentarfunktion deaktiviert